Oft wird man als Autorin gefragt, seit wann man schreibt, alternativ, wie man zum Schreiben gekommen ist. Bei mir ging das Hand in Hand mit dem Lesen. Schon von klein auf habe ich Bücher verschlungen, gern auch nachts mit der Taschenlampe unter der Bettdecke.
Und irgendwann hat das Lesen nicht mehr genügt. Da waren eigene Phantasien da, die auf Papier gebannt werden wollten. Parallel zu Zeichnungen, beides anfänglich auf Butterbrotpapier gebannt, weil gerade nichts anderes zur Hand war.
Später in kleine blaue Vokabelhefte, da wurden die Seiten so schnell voll, was mir das Gefühl von ungeheurer Produktivität gab. Die Themen? Zunächst Märchen, die Prinzessin darin war natürlich ich. Und was in der Realität nicht vorkam – bei uns auf dem Dorf gab es leider keine Prinzen – erlebte ich in Form meiner eigenen Geschichten.
Später dann rückte das starke Geschlecht noch mehr in den Mittelpunkt, es ging um Verliebtsein und schließlich gab es ein Happy End. Gern auch mit aktuell angebeteten Popstars oder Eiskunstläufern.
Aber auch Gedichte strömten aus meiner Feder, sogar zu aktuell-politischen Themen. Eins davon bekam mein Deutschlehrer in die Hand und es landete prompt in unserer Lokalzeitung. Die Anfangsfrage, ich weiß es noch heute auswendig, lautete: „Warum gibt es noch Krieg auf dieser Welt?“
Dann ging ich zum Studium in den Thüringer Wald und schrieb weiterhin, auch stapelweise Tagebücher. Dort, in Meiningen, traf ich dann zufällig auf den Leiter des „Zirkels schreibender Arbeiter“, den es so in fast jedem großen Betrieb der DDR gab. Er wurde stets von einem Schriftsteller geleitet und versammelte weniger Arbeiter als Menschen, die sich, wie ich, schreibend ausdrücken wollten. Dort bekam ich dann erstmalig feedback und Handwerkszeug. Eine wichtige Schule für mich.
In Weimar, wo ich nach meinem Studium eine Stelle als Horterzieherin antrat, gab es einen solchen Zirkel auch und ich wurde ebenfalls Mitglied. 1980 durfte ich dann zum Zentralen Poetenseminar nach Schwerin reisen, eine aufregende Zeit, in der ich viele Schriftsteller kennenlernte und intensiv an meinen Texten feilen konnte. Auch Lesungen in Betrieben mit anschließenden Diskussionen standen auf dem Programm, ich wurde für’s Radio interviewt und wenige Wochen später stand ich in Berlin für eine Livesendung des Fernsehens vor der Kamera.
1983 stellte ich einen Ausreiseantrag und zog mich – zum Schutz der anderen – aus dem Zirkel zurück. Geschrieben habe ich weiterhin. 1984 durfte ich nach Tübingen ausreisen und in den nächsten Jahren trat das Schreiben etwas in den Hintergrund, weil ich mit zu vielen neuen (Umschulung) und anderen Dingen beschäftigt war.
Erst im Jahr 2000 begann ich wieder intensiver zu schreiben, ich wagte mich an Romane heran. Viel Autobiografisches spielte da hinein, aber auch Themen des 2. Weltkrieges. Damals begann ich auch erstmals, meine Manuskripte Verlagen anzubieten, mit ausbleibendem Erfolg – trotz vieler positiver und Mut machender Rückmeldungen – und zunehmendem Frust.
Irgendwann 2011 fand sich dann ein kleiner Leipziger Verlag (fhl), der einen Erzählband mit Kurzgeschichten von mir veröffentlichte. Auch hier blieb der erhoffte Durchbruch aus.
2012 dann der 1. Leipziger Krimipreis für meinen Roman „Gottesgericht“, der mit viel Medienaufmerksamkeit einher ging, jedoch ebenfalls nicht den ersehnten Erfolg brachte.
Auch ein Roman, den ich unter Pseudonym bei einem anderen Kleinverlag veröffentlichte, dümpelt bis heute unter ferner liefen.
Als dann die Möglichkeit bestand, selbst seine Roman bei kdp zu veröffentlichen, ergriff ich diese Chance und seitdem erblickten ca. 15 Romane unterschiedlichster Genres das Licht der Öffentlichkeit. Es war für mich befreiend, nicht mehr die Absagen der Verlage oder Agenturen lesen und verkraften zu müssen, sondern selbst aktiv um Leser werben zu können. Zu diesem Zweck legte ich mir auch einige Pseudonyme zu.
Kurz nach Gründung des E-Book-Verlages dotbooks in München nahm ich Kontakt mit der Verlagsleiterin auf und sie war sofort begeistert von meiner Schreibe. Die Folge: 8 Verträge.
Den weitaus größten Schritt unternahm ich 2015, als ich meinen Brot-Teilzeit-Job kündigte, um mich voll und ganz auf das Schreiben konzentrieren zu können. In mir schlummern noch so viele Themen und Pläne, dass ich keine Bedenken habe, der „Stoff“ könnte mir einmal ausgehen. Noch immer liegen komplette Manuskripte in meiner virtuellen Schublade, die auf Veröffentlichung warten.
Schreiben wird immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein, ohne Schreiben könne ich es mir nicht vorstellen.