Gestern bin ich nach Zschadraß gefahren. Ein kleiner Ort in der Nähe von Colditz bzw. Grimma, der bekannt wurde durch seine Psychiatrie-Anstalt. 1868 wurde in Zschadraß eine agricole Außenkolonie der Irrenanstalt auf Schloss Colditz gegründet. Die sollte dazu dienen, den Kranken eine sinnvolle Beschäftigung in der Landwirtschaft zu ermöglichen. Also eigentlich ein moderner und humaner Ansatz. Damals wurden die Gebäude, die heute zum großen Teil noch für Psychiatriepatienten genutzt werden, gebaut. Das Grundstück ist riesig und mit einem schönen alten Baumbestand bewachsen.
Das war die Anstalt 1919.
Eines der Gebäude, die heute nicht mehr genutzt werden und verfallen.
Die Natur holt sich die alten Gebäude wieder zurück.
Auch eine Kirche gab es damals schon. Während der NS-Zeit war von dort jedoch keine Hilfe zu erwarten. Genauso wie an den meisten evangelischen oder katholischen Kirchen im Land.
Die Landesanstalt Zschadraß diente nämlich in der NS-Zeit als sogenannte Zwischenanstalt in die Gaskammern. Mehr als 3400 Patienten wurden zwischen Juni 1940 und September 1941 nach Pirna-Sonnenstein oder nach Brandenburg weiterverlegt und dort ermordet. Auch meine Protagonistin weilte dort vom 4.9.40 bis 18.9.40.
Heute gibt es hier eine kleine Ausstellung.
Ein komplett verspiegelter Raum soll das Gehirn darstellen.
Alles in allem war der Ausflug eine wichtige Anregung für meinen Roman, bei dem jetzt das Kapitel Zschadraß drankommt. Der Roman wird übrigens den Titel tragen: „Des Menschen Unvollkommenheit.“