Nun ist er fertig, mein neuer Thriller, und wieder habe ich mir ein sehr „spezielles“ Thema ausgesucht: Eine Frau verliebt sich in einen Mann, der wegen Totschlags noch einige Jahre im Gefängnis verbringen muss.
Warum? Was genau die Initialzündung für meine Idee zu diesem Thriller war, weiß ich nicht mehr genau. Sie liegt auf jeden Fall schon Jahre zurück. Vielleicht war es ein Artikel im „Spiegel“, dessen Reportagen mich schon zu einigen Romanen („Abgeschossen“, „Das Monster am Meer“, „Elstertränen“, „Einverleibt“) inspiriert haben.
Wenn ich irgendeinen Artikel lese, dessen Thema bei mir den Gedanken auslöst „das könnte man mal in einem Roman bearbeiten“, dann lege ich diesen Artikel in einen dafür vorgesehenen Ordner und lasse das Thema in mir „reifen“. Manchmal jahrelang. Finde ich Bücher, die eines dieser Themen vertiefen, lese ich sie. Lege auch oft schon einen Ordner auf meiner Festplatte an, in dem ich Ideen, Zitate etc. sammle.
So war es auch bei diesem Thema. Ich lernte, dass es für das, was jene Frauen, die Verbrecher lieben, antreibt, sogar einen Fachbegriff gibt: Hybristophilie. Das ist eine Paraphilie, die darin besteht, dass sich Betroffene von Kriminellen, insbesondere Tätern aus den Bereichen der Sexual- und schweren Gewaltdelikte sexuell angezogen fühlen. Dass es das gibt, erstaunte mich sehr und ich forschte weiter.
Laut Sheila Isenberg handelt es sich dabei häufig um Frauen, die eine schwierige Kindheit durchlebten, d.h. missbraucht oder misshandelt worden sind. In ihrem Buch „Women who love men who kill“ vertritt sie die These, dass diese Frauen deshalb einen Mann suchen, den sie kontrollieren können und der sie nicht verletzen kann: Dafür eignen sich vor allem Männer, die hinter Gittern sitzen.
Und genau das trifft auf meine Protagonistin Dorothea Baum zu. Doch was passiert, wenn der nur aus sicherer Entfernung geliebte Mann entlassen wird und plötzlich tagtäglich neben einem lebt? Und was geschieht, wenn in der Umgebung eine Frau ermordet wird? Wenn die Zweifel zunehmen und wenn sich der Mann als ein ganz anderer entpuppt, als der, den die Frau durch Briefe und wenige Treffen kennengelernt hat?
Das ist das Spannungsfeld, in dem sich mein Thriller bewegt.
Und hier einige der Bücher, die ich zur Vorbereitung und Recherche gelesen habe:
Elisabeth Pfister „Wenn Frauen Verbrecher lieben“
Stephan Harbort „Ich liebte eine Bestie“
Lydia Benecke „Sadisten“ und „Auf dünnem Eis – Die Psychologie des Bösen“