Coverdiskussion

Ich möchte meine Leser hiermit einmal an einer typischen Coverdiskussion mit meiner Grafikerin teilhaben lassen. Zunächst bekommt sie, zusammen mit meinem Auftrag einige Eckpunkte des Romans, damit sie weiß, worum es geht. Hier sagt es der Titel schon. Und ich hatte mir gedacht, dass die Figur der Rosa, in meinem Roman ein zehnjähriges Mädchen, die mit ihren Eltern ins Getto kommt, auf das Cover sollte. Eine weitere Vorgabe waren die Zöpfe und der Judenstern. Eigentlich sollten auch noch die roten Stiefel darauf, die im Roman eine Rolle spielen, doch ich fand es nicht schlimm, dass man das Mädchen nicht ganz sieht. Im ersten Vorschlag trug das Mädchen noch eine karierte Bluse, die ich jedoch wenig passend für die vierziger Jahre fand. Die Ruinenlandschaft im Hintergrund fand ich sehr passend. Sie drückt Bedrohung und Vernachlässigung gleichermaßen aus.

Das war der zweite Vorschlag, der mir wegen des Blickes des Mädchens auch ganz gut gefiel. Allerdings war die Industriehalle nicht die richtige Assoziation zum Getto. Beide Cover legte ich in meinem Montsegur-Autorenforum zur Diskussion vor. Die Kritikpunkte, die kamen, konnte ich fast alle nachvollziehen. Das Mädchen sieht einfach zu sauber, zu gut gepflegt aus, als dass man ihr das Gettokind abnehmen würde. Was ich allerdings nicht wusste, und was viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass es wohl ein No-Go ist, den Titel noch durch ein entsprechendes Bild zu doppeln. Leuchtet ein. Obwohl ich mir sicher bin, solcherart auch schon auf Verlagscovern gesehen zu haben. Sei’s drum! Ich lasse mich ja gern belehren. Also habe ich meine Grafikerin gebeten, zwei neue Cover zu entwerfen, auf denen statt des Mädchens nur Requisiten zu sehen sind, die darauf hinweisen, dass etwas fehlt.

Ich habe dann meine Grafikerin gebeten, ein Cover zu entwerfen, bei dem das Mädchen komplett fehlt. Um gerade über diese Leerstelle die Phantasie des Betrachters im Zusammenhang mit dem Titel anzuregen. Dieser Vorschlag überzeugte mich allerdings nicht. Zu klein war der Teddy, um irgendetwas auszulösen.

Hier nochmal ein Vorschlag mit einem Kind. Abgesehen von den Argumenten meiner Kollegen, dass es nicht gut sei, ein Kind auf einem Cover abzubilden, wenn „Kind“ schon im Titel des Buches sei, hat auch dieses Kind viel zu moderne Sachen an. Sicher hätte man das noch verfremden können, doch die grundsätzliche Entscheidung gegen die Abbildung eines Kindes war schon gefallen.

Schließlich entschied ich mich für dieses Cover. Die Puppe ist zwar auch etwas klein, passt aber von den Proportionen her zur Treppe. Ich bat meine Grafikerin noch, den ersten Buchstaben des Titels etwas kräftiger zu machen, weil er sich so beim kleinen Vorschaubild nicht genug vom Hintergrund abhebt, und die Genrebezeichnung größer und weiter nach unten zu setzen, dann war ich zufrieden.

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